"Das Leben ist etwas sehr Zartes -

unglaubliche Schönheit existiert für jene,

die das Herz haben, zu bewundern."

Maharaji

 

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Mehr als   130.000 Personen kamen 2004 zu einer Veranstaltung ins Jawaharlal Nehru Stadium (Delhi), um Prem Rawat zu hören.

 

>>Interview mit Maharaji - Prem Rawat<<

Innerer Frieden - Prem Rawat beantwortet Fragen zum Thema Frieden

Wir leben in einer Welt voller Krieg. Ist es realistisch, auf Weltfrieden zu hoffen?
Ich war immer in die Vorstellung von “Weltfrieden” verliebt, es war ein großartiger Gedanke. Als ich dann anfing, um die Welt zu reisen, und verschiedenen Menschen begegnete, erkannte ich, dass es so etwas nicht gibt. In all diesen Jahren konnte ich nichts Greifbares finden, das ich wirklich als die Welt hätte bezeichnen können. Nicht die Welt muss in Ordnung gebracht werden, sondern die Menschen. Wenn die Menschen in innerem Frieden leben, dann wird es Weltfrieden geben. Im Moment sind die Menschen vom Krieg fasziniert.
Warum führen die Menschen Krieg?
Der Krieg beginnt mit Verleugnung. Eine Gruppe beschließt, dass ihre Sache Vorrang hat und das Anliegen der anderen Gruppe nicht existiert. Die Sache tritt in den Vordergrund und die Menschen werden zur Bedeutungslosigkeit reduziert.

Die Menschen führen Krieg, weil sie ihr Anliegen über das menschliche Leben stellen. Mithilfe rationeller Gründe haben sie den Wert eines Menschenlebens herabgesetzt. Seit die Vorstellung aufkam, dass eine Idee wichtiger ist als menschliches Leben, ist das Gleichgewicht gestört, und es wird zunehmend schlimmer.

Die Menschen werden immer dann Krieg führen, wenn ihnen das Verständnis dafür fehlt, worum es im Leben geht, denn Krieg bedeutet, Leben zu vergeuden. Krieg spielt sich nicht nur auf dem Schlachtfeld ab. Auch zu Hause, ohne einen Krieg, vergeuden wir Leben.

Viele Humanisten, Philosophen und Staatsmänner haben zum Ausdruck gebracht, dass Krieg im Kopf der Menschen beginnt. Würden Sie dem zustimmen?
Ein Weltkrieg kann harmlos erscheinen im Vergleich zu der Schlacht, die in einem Menschen tobt. Ein ganzes Leben kann in dieser Schlacht zerstört werden; kostbare Augenblicke werden geopfert; es kann zu totaler Vernichtung kommen. Der innere Kampf ist die größte Schlacht. Wir müssen mit uns selbst in Frieden leben, denn auf unserem eigenen Schlachtfeld wird das “Ich” vernichtet.

Der innere Unfrieden hindert uns daran, wahren Frieden zu finden. Solange im Innern kein Frieden herrscht, wird außen immer Krieg sein. Die Unruhe des Körpers ist sicherlich qualvoll, aber das Elend, das von der Unruhe des Herzens verursacht wird, ist weit schlimmer. Sie ist das Schlimmste, was es gibt. Und doch erträgt das Herz dieses Elend schon seit langer, langer Zeit.

Wie kommt es, dass wir, als Individuen, den Frieden verlieren?
In jedem von uns steckt ein unsichtbarer Dieb, der uns überallhin folgt. Was tut dieser Dieb? Er beraubt uns. Keine Tür, kein Schloss, keine Alarmanlage kann ihn aufhalten. Dieser Dieb stiehlt weder Geld noch Kleidung. Er beraubt uns des Wertvollsten, was wir haben. Er raubt uns Freude, Frieden, Zufriedenheit. Er raubt uns Verständnis. Er beraubt uns genau der Dinge, die so viel wichtiger sind als alles — wirklich alles — andere.

Indem wir sagen: “Ich will Frieden in meinem Leben, aber ... ich werde mich später darum kümmern”, öffnen wir diesem Dieb Tür und Tor. Das ist sein Signal. Er muss nur hören: “Nicht jetzt”, und er sagt: “Hier ist jemand, den ich berauben kann, denn er schützt seinen wertvollsten Besitz nicht. Er vergeudet ihn. Er wirft ihn weg.” Und genau dann wird uns das geraubt, was für uns das Wichtigste ist.

Hat jeder den angeborenen Wunsch, Frieden zu suchen und zu erfahren?
Jeder trägt etwas in sich, das sich nach Frieden sehnt. In Zeiten absoluten Chaos gibt es eine Sehnsucht nach Frieden. Wenn Misstrauen herrscht, gibt es eine Sehnsucht nach Vertrauen. Wenn wir leiden, sucht etwas in uns nach einem Hoffnungsschimmer, nach Trost.

Der Mensch muss lieben — lieben und Liebe spüren. Die Frage ist, was wird zur Quelle dieser Liebe? Der Mensch muss vertrauen, doch was ist die Quelle dieses Vertrauens? Worauf kann man vertrauen, was ist vertrauenswürdig und bietet einem die Hilfe, die man in seinem Leben braucht? Ebenso besteht kein Zweifel daran, dass der Mensch Frieden braucht. Daran lässt sich wohl kaum etwas ändern. Es ist ein Durst, der allen Menschen angeboren ist. Die Frage ist, was wird die Quelle dieses Friedens sein?

Wie kann man den Frieden verstehen lernen, von dem Sie sprechen?
Frieden brauchen wir nicht im Kopf, sondern im Herzen. Verstand und Intellekt sind nicht geeignet, Frieden zu bewahren. Sie haben eine andere Aufgabe.

Frieden, Freude und wahres Glück sind nicht für das Denken bestimmt. Sie können nur gefühlt werden. Es gibt ein Gefühl des Lebendigseins, für das es keine Erklärung gibt. Dieses Gefühl muss man finden, denn dort liegt Trost; dort liegen Freude und Zufriedenheit. Mit diesem Gefühl müssen wir unser Leben leben. Irgendwie denken wir, wir bräuchten eine Erklärung dafür, was Frieden ist, doch Frieden kann man nicht erklären; man kann ihn nur fühlen.

Erfüllung muss gefühlt werden. Wenn wir erfüllt sind, sagt etwas in uns mit Nachdruck: “Ja, ich bin erfüllt.” Einen Durstigen werden nicht einmal tausend Bilder von anderen, die Wasser trinken, zufrieden stellen. Er muss selbst Wasser trinken.

Wo kann man Frieden finden?
In jedem Menschen. Und jeder Einzelne muss sagen: “Ich will Frieden in meinem Leben.” Die Gesellschaft hat keinen Frieden. Eine Gesellschaft existiert nicht; Regierungen existieren nicht — es gibt nur Menschen. Frieden ist etwas Einfaches. Er muss ein Gefühl in jedem Einzelnen sein. Wenn wir vergessen, was es bedeutet, in Frieden zu leben, und nach Formeln greifen, um Frieden zu schaffen, haben wir ein Problem.

Ich spreche über inneren Frieden — meinen Frieden — nicht äußeren Frieden. Viele Menschen denken, es wird dann Frieden herrschen, wenn sie jeden einzelnen Aspekt ihres Lebens unter Kontrolle haben. Das wird nicht geschehen. Das liegt nicht in ihrer Reichweite. Es liegt in niemandes Reichweite, alles zu verstehen oder zu kontrollieren. Ich kann nur mich selbst verstehen.

Suchen Sie Frieden in sich selbst. Selbst wenn alle anderen Kriege enden — solange in uns weiter Krieg herrscht, werden wir nicht in Frieden leben. Wenn wir aber in Frieden mit uns selbst leben, dann haben wir Frieden, auch wenn um uns herum Krieg herrscht.

Es gibt ein Lächeln, das durch nichts getrübt werden kann. Dieses Lächeln kommt aus einer solchen Tiefe des Friedens und des Feierns, dass nichts in der Welt es auslöschen kann. Dieses Lächeln kann jeder von uns lächeln. Der Frieden, der an dieser Stelle wohnt, im Herzen, ist der einzige Frieden, der gut genug ist.

Ist innerer Frieden in einer Welt voller Krieg möglich?
In unserem Innern spielt eine Symphonie. Wir können uns diese Möglichkeit bewusst machen, denn genau das ist es: eine Möglichkeit. Es ist möglich, Erfüllung zu finden, inneren Frieden zu erfahren. Es ist möglich, den Wert jedes Atemzugs zu begreifen, die Sehnsucht in unserem Leben zu erkennen. Es ist möglich, Schmerz in Dankbarkeit und Zweifel in Wissen zu verwandeln. Es ist möglich, alle Fragen in eine Antwort zu verwandeln. Eine Antwort. Was für eine Antwort? Die eine Antwort, zu der es keine Frage gibt.

Was kann ein Mensch tun, damit sich Frieden in seinem Leben einstellt?
Innerer Frieden kann nicht erzeugt oder erfunden werden. Stattdessen wird der Frieden, der bereits existiert, enthüllt. Das ist eher eine Frage des Reduzierens. Man schließt alles andere aus, und der Frieden wird da sein, weil er in uns allen ist. Wann stellt sich wirklich Freude ein? Wenn wir aufhören, all die anderen Dinge zu tun, fühlen wir Freude, denn sie wohnt uns allen inne. Frieden und Freude liegen von Natur aus in uns. Wenn wir versuchen, sie zu erzeugen, entfernen wir uns nur weiter davon.

Wie hilft die Selbsterkenntnis einem Menschen, Frieden zu finden?
Inneren Frieden zu finden, ohne einen Katalysator — einfach sich selbst zu finden — darum geht es bei der Selbsterkenntnis. Das biete ich an. Weiter nichts. Viele Leute erwarten, dass die Selbsterkenntnis sie zu einem vollkommenen Menschen macht. Dem ist nicht so. Jeder von uns ist bereits ein vollkommener Mensch. Wir könnten gar nicht vollendeter sein. Es gibt nichts, was einen Menschen verschönern würde. In den aufgeregtesten Menschen habe ich Frieden gesehen. In den hasserfülltesten Menschen habe ich Liebe gesehen.

Wenn wir an jenem wirklichen Ort sind, wenn Zufriedenheit da ist, dann existiert Frieden. Dann ist die Freude da. Und was muss man dann tun? Man muss sie annehmen. Wir müssen das in diesem Leben anerkennen und zufrieden sein.

Wie helfen Sie anderen Menschen, Frieden zu finden?
Ich helfe anderen zu verstehen, dass es Hoffnung gibt und einen tieferen Sinn im Leben als all die Banalitäten, in denen wir gefangen sind. Ich sage den Menschen, dass die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, die sie ihr Leben lang verspürt haben, schon immer in ihrem Innern lag. Ich sage ihnen, wenn sie Frieden suchen, müssen sie ihn in ihrem Innern suchen.

Hierbei kann ich ihnen helfen. Ich zeige vier Techniken, mit deren Hilfe sie sich nach innen wenden und dort Frieden finden können. Das ist keine Philosophie. Wenn es die Techniken der Selbsterkenntnis nicht gäbe, dann wäre das, was ich sage, eine Philosophie. Es wäre bedeutungslos — viele schöne Worte, aber ohne Bedeutung. Was ich anbiete, ist ein praktischer Weg zu innerem Frieden.

Dies ist eine Gelegenheit. Es ist ein Geschenk. Man kann es nicht kaufen oder verkaufen. Ich behaupte nicht, dass ich ein Prophet bin oder dass ich dies oder jenes bin. Aber wenn Sie Frieden in Ihrem Herzen wollen, wenn Sie Freude in Ihrem Herzen wollen, biete ich ein Werkzeug an, mit dem Sie sich nach innen wenden können, um eine Verbindung herzustellen und zu fühlen.

Ich besitze die Gabe, das Privileg, diese Möglichkeit anbieten zu können — die Möglichkeit, Ruhe, Freude und Frieden zu erfahren. Es spielt keine Rolle, wie Sie es nennen. Es lässt sich nicht einordnen. Nennen Sie es ruhig einfach. Einfach ist am besten. Und jeder Mensch hat die Gabe, diesen Frieden zu fühlen.

Erzählen Sie uns mehr über Frieden.
Wenn ein Mensch wirklich erkennt, dass Wahrheit und Glück in seinem Leben fehlen, dass Frieden in seinem Leben fehlt, dann beginnt ein Feuer in seinem Innern zu lodern. Ein brennendes Verlangen nach Frieden, doch nicht in seinem Kopf. Er macht sich auf die Suche.

Jetzt ist die Zeit gekommen, nach dem Durst zu suchen. Der Durst in uns treibt uns in die richtige Richtung. Das brauchen wir — die Wiederentdeckung der Leidenschaft für Freude. Das sollte die treibende Kraft sein.

Wenn dieses Leben sich erfüllt anfühlt, wenn dieser Atem nicht einfach weggeworfen wird, offenbart sich Güte. Güte ist ein Herz voller Freude. Dann hält Frieden in unserem Leben Einzug. Dann endlich finden wir die Lösung für unsere Probleme. Es ist nicht so, dass unsere Probleme gelöst werden, doch finden wir in unserem Innern eine großartige Einfachheit.

 

 

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